TBZI - Therapeutische Beziehung
Kurzbeschreibung: Der Fragebogen „Therapeutische Beziehung (TBZI)“
ermöglicht es dem Patienten, nach einer Therapiesitzung seine subjektive
Sicht zur therapeutischen Beziehung darzustellen. Dazu werden aus den
18 Items vier Subtests gebildet: (1) Arbeitsbeziehung, (2) Kompetenz des
Therapeuten, (3) Akzeptanz durch den Therapeuten, (4) Konsens
hinsichtlich Prozess und Thera-pieziele. Der Gesamtwert (über alle vier
interkorrelierte Faktoren hinweg) gibt wieder, wie gut oder schlecht der
Patient insgesamt die Therapeutische Beziehung bewertet. Für das
Inventar liegt eine Normierung an 1.500 Patienten vor, welche jeweils zu
drei unterschiedlichen Abschnitten in der Therapie mittels des TBZI
gemessen wurden.
Allgemein: Der Fragebogen „Therapeutische
Beziehung (TBZI)“ erfasst die Therapeutische Bezie-hung aus Sicht des
Patienten. Ein Patient entnimmt den Äußerungen seines Therapeuten
zunächst bestimmte inhaltliche Informationen, was er, der Patient, tun
oder überlegen soll (Inhaltsaspekt der Kommunikation). Darüber hinaus
entnimmt er dem Verhalten seines Therapeuten aber auch Informationen
darüber, wie dieser ihn, den Patienten, sieht oder gerne sehen möchte,
welche Einstellung der Therapeut vermutlich zu ihm hat und wie er die
Beziehung definiert (Beziehungsaspekt), z.B. "Er ist mir freundlich
gesonnen!";" Er fühlt sich mir gegenüber überlegen!", „Er bestimmt, was
gemacht werden muss.“. Dabei achtet der Patient entsprechend seiner
Erwartungen, seiner Hoffnungen an die Therapie, aber auch seiner
Befürchtungen, besonders auf bestimmte Aspekte: ob sein Therapeut
kompetent, unterstützend, verständnisvoll und vertrauenswürdig ist und
ob er als Patient ein gewisses Maß an Kontrolle über das behält, was in
der Therapie ge-schieht. Wird er enttäuscht, so wird seine Motivation,
diese Therapie bzw. diesen Therapeuten (weiterhin) aufzusuchen,
zurückgehen. Die therapeutische Beziehung wird damit zur wichtigsten und
einflussreichsten Determinante der Therapiemotivation und für den
Therapeuten zum wich-tigsten Mittel, die Therapiemotivation und damit
das Engagement des Patienten in der Therapie (das Basisverhalten des
Patienten) zu beeinflussen (Schulte, 1996).
Anwendung: Der
Fragebogen besteht aus 18 Items zur Selbstauskunft durch den Patienten.
Die Antwortskala der Items ist jeweils 7-stufig: (1) überhaupt nicht –
(2) nein - (3) eher nicht - (4) weder noch - (5) eher ja - (6) ja -
(7) ja ganz genau. Die Items werden einerseits zu vier Subskalen
aufsummiert und andererseits zu einem Skalengesamtwert zusammengefasst
(wobei die Items der zweiten Subskala umgepolt werden). Der Fragbogen
kann in der Psychotherapieforschung (z.B. Willutzki et al., 2009) als
auch in der psychotherapeutischen Praxis angewendet werden.
Entwicklung:
Der aus 18 Items bestehende Fragebogen wurde an der
Psychotherapieambulanz der Ruhr-Universität Bochum entwickelt. Die
Subskalen wurden faktorenanalytisch gewonnen, wobei Analysen für
verschiedene Messzeitpunkte durchgeführt wurden. Dabei zeigte sich eine
Faktorenstruktur zwischen 3 und 4 Faktoren, wobei zu Beginn einer
Therapie offenbar das Urteil des Patienten stärker differenziert und
vier Faktoren resultieren, während gegen Ende der Therapie die Faktoren
„Zielkonsens“ und „Arbeitsallianz“ zusammenfallen.
Die vier Subskalen erfassen die subjektive Sicht des Patienten bezüglich
(1) vertrauensvolle Arbeitsbeziehung zum Therapeuten
(2) der Kompetenz des Therapeuten,
(3) der Akzeptanz des Patienten durch den Therapeuten,
(4) dem Konsens von Therapeut und Patient hinsichtlich Therapieprozess und Therapieziele.
Normierung:
Der TBZI wurde in der hier vorliegenden Fassung an 1.500 Patienten (855
Patientin-nen) mit unterschiedlichen Störungen normiert, bei denen
jeweils zu drei verschiedenen Mess-zeitpunkten (Therapiebeginn, 16.
Therapiesitzung und gegen Ende der Therapie) Daten des TBZI vorlagen.
Die Patienten waren im Mittel 36,9 Jahre (+/- 11 Jahre) alt und haben im
Mittel 36,4 Therapiesitzungen (+/-16,1 Sitzungen) in Anspruch genommen.
Es liegen somit Normen für den TBZI getrennt für Therapiebeginn, für
Therapiemitte und den Therapieabschluss vor.
Objektivität. Durch
die vorliegende computerisierte Fassung ist für Durchführung und
Auswertung eine hohe Objektivität des Verfahrens gewährleistet.
Reliabilität:
Die vier Subskalen weisen allgemein mit internen Konsistenzen zwischen
.72 und .92 (Cronbachs Alpha) akzeptable bis exzellente Reliabilitäten
auf. Einzig die Subskala Konsens weist zu Beginn der Therapie geringe
Reliabilitäten (zwischen .67 und .69 bis zur vierten Sitzung) auf, wobei
rein inhaltlich logisch scheint, dass dieser Aspekt erst nach einiger
Zeit durch den Patienten beurteilt werden kann. Der Skalengesamtwert
weist mit Reliabilitätsschätzungen zwischen .89 und .93 zu den
verschiedenen Messzeitpunkten eine gute bis exzellente Reliabilität auf.
Validität:
Die Faktoren Arbeitsbeziehung, Akzeptanz und Konsens entsprechen den in
der Literatur diskutierten Strukturkomponenten der therapeutischen
Beziehung. Es besteht eine hohe Übereinstimmung mit dem Working Alliance
Inventory (WAI; Horvath & Greenberg, 1989)) und dem "Helping
Alliance Questionnaire" (HAQ von Luborsky, s. Bassler et al., 1995)
(Willutzki, Teismann, Koban & Dymel, 2009).
Hinzu kommt der
Faktor Kompetenz des Therapeuten. Der Eindruck des Patienten von der
Kompetenz oder Inkompetenz seines Therapeuten ist in der Literatur
bislang wenig beachtet worden, hat sich aber in Bochumer Analysen als
der für die Therapiemotivation des Patienten relevanteste Faktor
erwiesen.
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