Die "Zielerreichungsskalierung" (Goal Attainment Scaling, GAS) wurde 1968 von Kiresuk & Sherman entwickelt, um soziale Programme zu beurteilen, in wie weit sie die gesteckten Ziele tatsächlich erreicht haben. Die Zielerreichungsskalierung ist demnach konzipiert als ein allgemein anwendbares Evaluationsverfahren. Seit den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts wird sie in großem Umfang zur Beurteilung des Erfolges von Psychotherapien genutzt, nicht zuletzt weil sie auch unter alltäglichen Praxisbedingungen leicht und ökonomisch einzusetzen ist.
Voraussetzung für das GAS ist, dass Therapeut und Patient zu Beginn der Behandlung gemeinsam die Ziele, die mit der Therapie erreicht werden sollen, differenzieren und festlegen. Dies erfolgt in folgenden Schritten:
Diese Operationalisierungen von Istzustand, Zielzustand und gegebenenfalls dem Zustand einer Verschlechterung bilden Pole einer Ratingskala. Für jedes Zielwird eine solche individuelle Skala konstruiert. Am Ende der Therapie, auch in Zwischenphasen oder zu späteren katamnestischen Untersuchungen, können Therapeut und Patient unabhängig voneinander auf diesen Skalen einschätzen, inwieweit eine Veränderung stattgefunden hat. Gegebenenfalls können auch dritte Personen aus der Umgebung des Patienten dazu herangezogen werden.
In der in TestOS formulierten Fassung des GAS wird der Patient gefragt:
"Bitte geben Sie an, in wieweit Sie das folgende Ziel bislang erreicht haben:"
Darunter erscheint für jedes Ziel die jeweils die für diesen Patienten individuell vereinbarte Formulierung, z.B.:
"Mit einem gläsernen Aufzug angstfrei bis in den siebten Stock fahren."
oder:
"Ansprüche und Wünsche von Kollegen nach zusätzlicher Arbeit zurückweisen können."
Die idiosynkratischen Zielformulierungen werden für jeden Patienten, bei dem das GAS durchgeführt werden soll, unter „Patienten verwalten“ vom Therapeuten einmalig eingegeben. Wurde das vergessen, fragt das Programm vor der ersten Testdurchführung nach.
Die Antwort erfolgt über eine sechsstufige Skala
Die hier zugrunde gelegten Normwerte entstammen einer Stichprobe von 2 061 Patienten (je nach Messzeitpunkt weniger) in verhaltenstherapeutischer Behandlung des Zentrums für Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum. [Geschlecht: 1 189 weiblich; Alter zwischen 18 und 104, im Mittel 36,9 Jahre (SD = 11,3); Therapiedauer zwischen 8und 150, im Mittel 33,9 Sitzungen (SD = 16,6)]
Diese Normwerte können beim GAS allerdings nur begrenzt als Vergleichswerte genutzt werden, da es ja bei diesem Verfahren gerade um die Erreichung individueller Ziele geht. Durch die Durchschnittsbildung wird aus den individuellen Zielen das allgemeine Ziel „Therapieziele von Psychotherapiepatienten“. Der Mittelwert der Normstichprobe gibt also an, in wie weit Psychotherapiepatienten im Durchschnitt zum jeweiligen Zeitpunkt ihre individuellen Ziele nach ihren Angaben erreicht haben:
nach der 8. Therapiesitzungen: M= 1,01; SD= 0,885
nach der 16 Therapiesitzungen: M= 1,46; SD= 0,974
nach der 24 Therapiesitzungen: M= 1,62; SD= 0,992
nach der 31 Therapiesitzungen: M= 1,76; SD= 0,983
bei Therapieabschluss: M= 2,39; SD= 1,157
In der Regel liegt der Wert der Zielerreichung für das erste Ziel deutlich höher.